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Schließe Frieden mit deinem bisherigen Leben

Jetzt, wo du nicht mehr erwerbstätig sein musst, kannst du voller Elan deinen neuen Lebensabschnitt genießen. Sofern du nicht immer noch Unerledigtes in deinem seelischen Rucksack mit dir rumschleppst.

Denn um die Gegenwart und die Zukunft in vollen Zügen genießen zu können, ist es sehr hilfreich, unnötigen Ballast aus der Vergangenheit abzulegen.

Bringt denn jede/r Probleme aus der Vergangenheit mit?

Falls das für dich kein Thema ist: umso besser! Dann kannst du diesen Baustein überschlagen, oder erst einmal zurückstellen. Die meisten werden aber dieses Gefühl kennen, dass da etwas in Leben gewesen ist, das sich immer wieder mal meldet. Oft verbunden mit dem Gedanken „wenn das nicht gewesen wäre, wäre mein Leben ganz anders, viel besser, verlaufen“.

Denn jedem Leben gibt es Einschläge, Rückschläge und Enttäuschungen, Krankheiten und Kränkungen, Trennungen und Verlust von lieben Angehörigen. Das gehört zu einem Menschenleben einfach dazu. Vielleicht bei dem einem mehr, bei einer anderen weniger. Aber ganz ohne Kratzer, Blessuren, Beulen oder Narben geht es wohl nicht. Leider.

Dazu kommen dann vielleicht noch Wünsche und Träume, die sich nicht realisierten, für die es inzwischen zu spät ist. Bei mir war es zum Beispiel die Frage, ob ich mich beruflich selbständig machen soll. Mehrmals habe ich mich mit einer Entscheidung herumgequält, mich aber dann doch jedes Mal nicht getraut. Oder meine Doktorarbeit, die ich immer mal wieder in Angriff nehmen wollte.

Eigentlich wollte ich auch immer ganz anders sein, als ich wirklich war. Erfolgreicher, sportlicher, fleißiger. Bis ich verstanden habe: Ich bin halt eben so, wie ich bin. Es gibt dicke und dünne Menschen, große und kleine, extravertierte und introvertierte, es gibt Menschen, die sind intelligenter als ich, reicher als ich, begehrter als ich. Und es gibt Menschen, die haben es nicht so gut wie ich, die verdienen weniger als ich, und sind vielleicht glücklicher oder vielleicht unglücklicher als ich. Wie auch immer, ich bin jedenfalls so, wie ich bin. Ein anderer kann ich ohnehin nicht sein. Ich bin wie ich bin, und das ist ok so.

Und die Lebenssituation, in der ich mich heute befinde, ist das Resultat aus meinem vorherigen Leben. Auch wenn mir da im Rückblick vielleicht nicht immer alles gefallen hat. Es ist aber so wie es ist. Alles was vergangen ist, kann ich nicht mehr ändern.

Was ich ändern kann, ist meine Einstellung dazu.

Und dann versuchen, das Beste zu machen aus dem was mir heute, jetzt, an Möglichkeiten zur Verfügung steht.

So wie bei einem guten Skat-Spieler. Vielleicht hat der auch einmal ein „schlechtes Blatt auf der Hand“. Er, oder sie, muss dann halt versuchen, das Beste daraus zu machen. Auch aus einer ungünstigen Situation heraus versuchen, das Blatt zu wenden.

Was kannst du tun, um diesen Ballast loszuwerden?

Hilfreich kann sein, sich einmal solch ein belastendes Thema vorzuknöpfen, um sich mit der eigenen Vergangenheit – oder auch mit der Gegenwart – auszusöhnen und ins Reine zu kommen. Zum Beispiel, indem wir uns eine solche Situation noch einmal vor Augen führen, und …

  • … und uns reflektierend klar machen, dass wir – wie alle anderen Menschen auch – nicht perfekt sind. Dass wir Fehler gemacht haben und Fehler machen. Das wir aber fastnimmer das Beste versucht haben – wenn es auch nicht immer gelungen ist. Aber so ist das nun einmal, als unperfekter Mensch in einer unperfekten Welt.

    Kritisiere dich nicht deswegen! Akzeptiere alles so, wie es war. Dein bisheriges Leben hast du so geführt, wie du es im jeweiligen Moment wolltest, oder vielleiht auch nicht anders konntest, eben einfach so wie du bist. Und du bist, wie du bist, und das ist vollkommen in Ordnung so, wie du bist. Anders kannst du ohnehin nicht.
  • … und uns reflektierend klar machen, dass auch andere Menschen in unserer Umgebung Fehler gemacht haben. Die uns vielleicht geschadet haben. Und die jetzt nicht mehr korrigiert werden können. Was wir aber tun können: Wir können anderen vergeben. Da wir die Vergangenheit schon nicht ändern können, können wir aber vielleicht verzeihen? Und uns damit versöhnen. Und endlich Ruhe finden.

  • … und uns reflektierend klar machen, dass das Leben nicht immer gerecht ist. Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht verdient haben, und müssen dies dennoch hinnehmen. Dann können wir uns sagen: „Es ist wie es ist, nicht schön, aber ich kann jetzt nichts mehr daran ändern. Ich mache jetzt das Beste daraus, und versuche für meine Gegenwart und Zukunft daraus zu lernen.“

Also den inneren Groll überwinden, und verzeihen: sich selber verzeihen, anderen verzeihen, der ganzen bösen Welt da draußen: verzeihen.

Und wie kann das gehen?

Kleine Rituale können manchmal helfen, Belastendes aus der Vergangenheit endlich loszulassen. So kannst du beispielsweise etwas aufschreiben, und dann verbrennen. Oder beerdigen. Oder in die Luft aufsteigen lassen. Oder als Papierschiffchen davonschwimmen lassen. Oder einfach in den Müll damit. Je nachdem.

Ist ein bisschen traurig, wie bei einer Beerdigung? Ja! Lass es doch zu! Wenn Trauriges in deinem Leben passiert, darfst du doch auch traurig deswegen sein. Und viele Dinge in unserem Leben waren ja auch traurig, betrauernswert. Und Trauern heißt: Abschied nehmen, loslassen.

Lerne zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die du nicht mehr ändern kannst. Und gleichzeitig gibt es so vieles, was gut war, was schön war, und so vieles, was für dich noch möglich ist.

Und mit dem, was noch möglich ist, machst du dann dein Spiel.

Wie heißt es im „kölschen Buddhismus“? Et es wie et es, et kütt wie et kütt, wat fott es is fott, und et is noch immer jut jejangen. (Es ist wie es ist, es kommt wie es kommt, was weg ist, ist weg, und es ist noch immer gut gegangen.)

Dazu passt auch ein Spruch des Theologen Reinhold Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Und wenn du das gleiche noch mal in lustig hören willst, gib auf youtube ein: „Do you have a problem in life then why worry“.

>   Was sind deine dicksten Brocken in deinem seelischen Rucksack?
>   Und wie könntest du die abladen und aus deinem Leben entlassen?

PS: Noch ein ganz wichtiger Nachsatz – Wenn du dauerhaft ernsthafte seelische Probleme mit etwas aus deiner Vergangenheit hast, die du mit der hier beschriebenen Vorgehensweise nicht auflösen kannst, dann hol dir bitte professionelle Hilfe, zum Beispiel in Form einer psychologischen Beratung oder Therapie!